Am nächsten Morgen hatten wir keine Lust aus den Schlafsäcken zu steigen. Es war in der Nacht sehr kalt gewesen. Wir überwanden uns und kurz nach 8:00 Uhr waren Chris und ich dann wieder auf dem Weg. Wir hatten uns vorgenommen in Ponferrada in der ersten Bar zu frühstücken. Nach etwa 1 Stunde erreichten wir die Bar. Dort trafen wir alle wieder. Helene, Gloria und Christoph, sowie den Stefan. Stefan und Sabine wanderten immer alleine und fanden dann im Laufe des Tages immer wieder zusammen. Gloria hatte nun auch ihre Freundin wiedergefunden (sie war ihr nach 1/2 Stunde abhanden gekommen).
Nach dem Frühstück schenkte ich Helene meinen Roman von Hemingway, da sie nichts mehr zu lesen hatte. Ich hatte ihn durchgelesen. Helene fragte, ob sie sich uns für heute anschließen dürfe. Wir hatten natürlich nichts dagegen und so zogen wir heute zu Dritt weiter. Es war ein ganz anderes Wandern, da wir doch vom Weg etwas abgelenkt waren. Wir unterhielten uns gut. In den vielen Orten unterwegs trafen wir ständig die bekannten Gesichter wieder.
Helene konnte in Cacabelos jedoch nicht mehr weiter laufen. Sie entschied sich, in der dortigen Herberge am Kloster zu bleiben. Da wir sie vermutlich nicht mehr auf dem Weg treffen werden, tauschten wir die Homepage- und Mailadressen aus, machten noch ein Foto und verabschiedeten uns schließlich herzlich.
Wir wanderten wieder zu zweit weiter und kamen nach 1 1/2 Stunden in Villafranca del Bierzo in der Herberge der Familie Jato unter. Diese Herberge ist total urig und kostete 6,-- € p.P. Nach dem Duschen erkundeten Chris und ich die Stadt. Im Ort war gerade eine Fiesta und ich bekam noch kurz einen Umzug mit lustigen, übergroßen Figuren mit. Ich macht einige Fotos. Auch die urige Herberge bannte ich auf die Speicherkarte.
Zum Abendessen suchten wir frühzeitig ein Restaurant an der Plaza de Mayor auf. Zurück in unserer Herberge hatten wir keine weiteren Pläne. Wir saßen am Empfang des Hauses, als Jato die Knieschmerzen von Gloria durch Handauflegen verfliegen ließ. Ein junger Mann stand ungläubig lächelnd daneben und bezweifelte die Wirkung dieser Wunderheilung. Doch Jato bat William (Guilherme), so hieß der junge Mann sich ebenfalls hinzusetzen und seine Rücken- und Nackenschmerzen behandeln zu lassen. William, ein Portugiese war mir schon vorher aufgefallen, da er einen lustigen bunten Hut trug.
Jato stand mit geschlossenen Augen neben William und seine Hände glitten mit etwas Abstand über den schmerzenden Rücken von William. Nach einer endlos erscheinenden Zeit öffnete Jato schließlich erschöpft die Augen und fragte William, ob er eine Linderung verspüre. William berichtete, dass er in der Zeit, in der die Hände des alten Jatos in der Nähe seines Rückens waren, ein warmes schönes Gefühl auf der Haut verspürt hatte. Seine Schmerzen waren wie weggeblasen! Unglaublich.
William sprach uns an und fragte, ob wir mit zum Abendessen kommen würden. Da wir schon gegessen hatten verneinten wir jedoch. Er meinte dann kommen wir halt nur so mit und trinken gemeinsam etwas. Gesagt, getan wir gingen also mit William, Haily einer jungen Engländerin aus London (seine Begleiterin), Christoph und Liam einem jungen Australier mit. William kannte ein sehr verstecktes aber originelles Restaurant. Wir verbrachten dort einen netten Abend.
William erzählte unter Anderem von der spanischen und portugiesischen Geschichte. Alle waren sehr lustig und vergnügt. Das versteckte Restaurant entpuppte sich als "der Treffpunkt" der dortigen spanischen Anwohner. Wir unterhielten uns hervorragend auf englisch. Es war ein bemerkenswerter, ein schöner Abend. Um 23:00 Uhr schloss die Herberge. Wir waren 10 Minuten zu spät dort, da wir noch auf dem Festplatz des Ortes vorbeischauten, ob dort noch etwas los sei. Wir klopften also an der Tür und am Fenster der Herberge und wurden von einem murrenden Helfer des Hospitaleros eingelassen.
In der Herberge gab es dann den Vodoozauber von Jato. Er kochte für die Pilgerschar einen brennenden Trank und sprach dabei wilde Sprüche. Es sah gespenstisch aus, da im Innenhof, in dem sich das Ganze abspielte, fast vollständige Dunkelheit herrschte. Das Getränk entpuppte sich als Feuerzangenbowle. Zum Schluss des Rituals bildeten alle Pilger einen Kreis. Jato füllte kleine Gefäße mit dem Trunk und reichte es dann jeweils an die Enden des Kreises. Jeder gab den Becher weiter, bis alle einen in der Hand hielten. Dann alle gemeinsam noch einen Trinkspruch sprechen und ........... runter damit.
Da ich schon vorher mit den anderen zusammen etwas getrunken hatte, war es jetzt genug. Leicht angetrunken verzog mich ins Bett. Chris unterhielt sich noch weiter mit unseren neuen Bekannten.
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